Wechseljahre - Ursachen, Folgen, Therapie

Als Wechseljahre wird der Zeitabschnitt der hormonellen Umstellung am Ende der fruchtbaren Lebensphase bezeichnet.

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Dr. med. Jürgen M. Maßling

Facharzt für Frauenheilkunde

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Ursachen für die Wechseljahre

Die Wechseljahre beginnen in der Regel zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr der Frau. Die Eierstöcke stellen langsam ihre Funktion ein. Die Zahl der Eibläschen (Follikel) in den Eierstöcken nimmt ab. Der Eisprung findet nicht mehr regelmäßig statt. Die Ausschüttung der weiblichen Sexualhormone verringert sich. Es gibt zwei Sorten von weiblichen Sexualhormonen, Östrogene und Progesteron.

Die Phase der Fruchtbarkeit endet mit der Menopause, der letzten Regelblutung im Leben der Frau, die meist um das 52. Lebensjahr herum auftritt. Im individuellen Fall weiß die Frau immer erst rückwirkend, wann die Menopause stattgefunden hat. Wenn ein Jahr lang keine Blutung mehr aufgetreten ist, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass auch keine weiteren folgen werden.

Was sind die Folgen?

Nach der Menopause kommt es relativ schnell zu einem Mangel an Östradiol, dem stärksten weiblichen Sexualhormon. Dieses wird in der Geschlechtsreife von den reifenden Follikeln produziert. Nach der Menopause werden noch geringe Östrogenmengen gebildet, vor allem das schwächere Östron. Es wird primär in der Nebennierenrinde und im Fettgewebe produziert.

Da nach der Menopause kein Eisprung mehr stattfindet und infolgedessen kein Gelbkörper im Eierstock entsteht, wird auch kein Gelbkörperhormon (Progesteron) mehr gebildet.

Obwohl in den Wechseljahren die Produktion von Östrogenen und Progesteron nachlässt, ist es doch vor allem der Östrogenmangel, der zu klimakterischen Beschwerden und schwerwiegenden Spätfolgen führen kann.

Klimakterische Beschwerden

Die typischen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Herzrasen werden durch hormonell bedingte Fehlsteuerungen im vegetativen Nervensystem verursacht.

Im westlichen Kulturkreis klagen 50 – 85 % aller Frauen zwischen 45 und 60 Jahren zumindest gelegentlich über Hitzewallungen. Bei den Hitzewallungen handelt es sich um ein unangenehmes, vorübergehendes Gefühl von Hitze in der Haut, vor allem in den oberen Körperpartien. Das Gesicht rötet sich und es kann zu Schweißausbrüchen kommen. Dauer und Häufigkeit können erheblich schwanken: von wenigen Sekunden bis zu 30 Minuten, mehrmals pro Stunde oder nur einige Male im Monat. Die Hitzewallungen sind oft von Herzrasen begleitet.

Da sie häufig nachts auftreten, klagen die betroffenen Frauen über Schlafstörungen. Viele Frauen im Klimakterium leiden an nervöser Reizbarkeit, Konzentrationsmangel, Depressionen, Angstzuständen oder Nervosität. Diese Störungen sind nicht immer unmittelbar mit dem Hormonmangel in Verbindung zu bringen. Sie können sowohl eine Folgeerscheinung des körperlichen Unwohlseins sein, als auch mit den veränderten familiären und beruflichen Umständen zu tun haben.

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Spätfolgen des Östrogenmangels

Der Östrogenmangel hat zur Folge, dass sich deutliche Veränderungen am Urogenitalsystem (also den Fortpflanzungsorganen und den harnleitenden Organen) vollziehen. Ferner kann der Östrogenentzug zu Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Östrogene spielen auch für die Versorgung der Haut und den Haarwuchs eine wichtige Rolle. Durch das Absinken der Östrogenspiegel in den Wechseljahren können sich daher auch kosmetische Probleme ergeben, die sehr belastend sein könn

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Urogenitale Probleme

Als besonders unangenehm erleben die Frauen, dass die Durchblutung der Schleimhäute im Urogenitalbereich abnimmt. Die Scheide wird trocken und für Verletzungen und Infektionen anfällig. Der Geschlechtsverkehr kann erschwert oder sogar unmöglich sein.

Durch Rückbildungserscheinungen im Urogenitalbereich kann es zum Erschlaffen der Muskulatur in diesem Bereich kommen. Der sich daraus ergebende unvollständige Harnblasenverschluss kann nicht nur zu Inkontinenz (Harnträufeln) und ständigem Harndrang führen; Krankheitserreger kann leichter eindringen und häufige Blasenentzündungen verursachen.

Osteoporose

Osteoporose heißt wörtlich übersetzt “poröser Knochen” (im Volksmund auch Knochenschwund genannt). Nach der Menopause kommt es zu einem gesteigerten Verlust von Knochenmasse. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Sexualhormone – vor allem die Östrogene – am Erhalt der Knochenmasse beteiligt sind. Osteoporose kann auch bei jüngeren Frauen auftreten, die zu wenig Östrogene bilden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Eierstöcke entfernt werden mussten.

Bei der Osteoporose handelt sich um eine Störung des ständig stattfindenden Skelettumbaues. Der Knochen ist ein lebendes Gewebe. Damit der Knochen den mechanischen Belastungen gewachsen ist, wird ständig alte Knochenmasse abgebaut und durch neue ersetzt. Der Umbauprozess des Knochens erfolgt in zwei Schritten und wird durch spezialisierte Zellen bewerkstelligt. Zunächst bauen Osteoklasten alte Zellstrukturen ab, danach bauen Osteoblasten den Knochen wieder auf.

Falls die Osteoporose nicht behandelt wird, verliert die Frau nach 50 Jahren im Schnitt alle 10 Jahre 10% ihrer Knochenmasse. Dieser Knochenschwund kann bis zu 80% betragen.

Bei der Osteoporose wird mehr Knochensubstanz abgebaut als aufgebaut. Die Knochenstabilität wird geschwächt, so dass selbst geringe Belastungen, wie ein leichter Sturz, zu Knochenbrüchen führen können. Beinahe unbemerkt treten Brüche in den Wirbelkörpern auf, die zum bekannten Phänomen des “Witwenbuckels” führen.

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter sind im Vergleich zu gleichaltrigen Männern vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitgehend geschätzt. Sie erkranken wesentlich seltener an Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Schlaganfall. Diesen relativen Schutz schreibt man überwiegend den Östrogenen zu.

Östrogene haben eine positive Wirkung auf die Blutfette, vor allem das Cholesterin. Sie wirken der Entstehung einer Arteriosklerose entgegen, indem sie Ablagerungen (Plaque) in den Gefäßen verhindern bzw. verringern und so Gefäßverengungen vorbeugen.

Der Östrogenmangel in den Wechseljahren nimmt der Frau diese Schutzwirkung der Östrogene. Erkennbar ist das an der beachtlich ansteigenden Rate der Herzinfarkte bei Frauen nach der Menopause.

Probleme mit Haut und Haaren

Als Folge des Östrogenmangels kommt es zur Rückbildung der elastischen und kollagenen Fasern der Haut. Die Aktivität der Talg- und Schweißdrüsen nimmt ab. Die Haut wird trocken und Juckreiz tritt auf.

Die Kopfhaare werden dünner und glanzlos. Die Behaarung in der Schamgegend und im Achselhöhlenbereich nimmt ab.

Einige Frauen entwickeln in den Wechseljahren einen männlichen Behaarungstyp, den sogenannten Hirsutismus. Der Hirsutismus äußert sich durch vermehrtes Haarwachstum an Stellen wie Oberlippe, Kinn, Brust und Innenseite der Oberschenkel. Auch ein “männlicher” Haarausfall (Rückgang des Haaransatzes und Glatzenbildung) kann auftreten. Hirsutismus ist die Folge vermehrten Androgeneinflusses. Zwar bildet auch die jüngere Frau vergleichsweise geringe Mengen männlicher Geschlechtshormone, jedoch können die Androgene durch den Östrogenmangel stärker wirken.

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Psychische Probleme

Mit einer gesunden Lebensführung lassen sich viele psychische Probleme wie Gereiztheit, depressive Verstimmungen oder Nervosität positiv beeinflussen. Es gelingt nicht immer, allein einen Ausweg aus einer vermeintlich hoffnungslosen Lage zu finden. Eine Gesprächstherapie oder der soziale Kontakt in Selbsthilfegruppen können helfen, psychische Probleme zu überwinden. Schlafmittel, Beruhigungsmittel oder Stimmungsaufheller (Antidepressiva) können in Einzelfällen sinnvoll sein. Der behandelnde Arzt wird eine individuelle Nutzen-Risiko-Abschätzung vornehmen, denn auch diese Psychopharmaka können Nebenwirkungen haben.

Schon etwa 10 Jahre vor der Menopause beginnt eine Umstellung des Hormonhaushaltes. Dies macht sich für die Frau vor allem durch Blutungsunregelmäßigkeiten bemerkbar. Diese markieren den Beginn der altersabhängigen Abnahme der Fruchtbarkeit. Dennoch ist es immer noch möglich, dass eine Schwangerschaft eintritt.

Frauen über 40 haben in aller Regel die Familienplanung abgeschlossen und stellen deshalb besonders hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode. Hormonale Kontrazeptiva bieten diese Sicherheit. Präparate zur Hormonersatzbehandlung wirken nicht empfängnisverhütend.

Es ist aber auch eine Tatsache, dass in der Lebensphase ab 40 gesundheitliche Risikofaktoren vermehrt auftreten. Hierzu zählen z.B. Übergewicht, Bluthochdruck oder negative Veränderungen der Blutfettwerte.

Werden die Risikofaktoren und die Anwendungsbeschränkungen sorgfältig beachtet, können unterschiedliche, auch hormonelle Verhütungsmethoden, angewendet werden. Insbesondere das Thromboserisiko nimmt mit steigendem Alter und starkem Rauchen zu. Deshalb sollten Frauen, die z.B. orale Kontrazeptiva einnehmen, nicht rauchen, insbesondere wenn sie älter als 35 Jahre alt sind oder wenn andere Risikofaktoren bestehen (z.B. positive Familienanamnese, Gerinnungsstörungen).

Die günstigen Begleiterscheinungen der Pille kommen auch der Frau in der Prämenopause zu gute. Hinzu kommt, dass die Pille einen günstigen Einfluss auf beginnende klimakterische Beschwerden hat. Neben den hormonalen Mitteln zur Empfängnisverhütung gibt es auch eine Reihe nichthormonaler Methoden, die für die Frau vor der Menopause geeignet sind.

Was kann gegen die Folgen getan werden?

Hormonersatztherapie

Wirksamkeit

Viele Studien haben belegt, dass Frauen in den Wechseljahren von einer Hormonersatz-Therapie profitieren:

  • Klimakterische Beschwerden (z.B. Schweißausbrüche, Hitzewallungen) werden gelindert.
  • Osteoporose bedingte Knochenbrüche werden deutlich reduziert.
  • Beschwerden durch trockene Schleimhäute (vor allem der Scheide und Harnröhre) werden gelindert.
  • Psychische Beschwerden (z.B. depressive Verstimmungen) werden gelindert.

Das Ziel der Hormonersatz-Therapie ist die Verbesserung und der langfristige Erhalt der Lebensqualität der Frau.

Ein weit verbreiteter Einwand gegen die Hormonersatz-Therapie ist, dass das Klimakterium ein natürliches Ereignis ist und demzufolge auch die Folgen des Östrogenmangels natürlich und nicht behandlungsbedürftig sind. Dem kann entgegnet werden, dass die heutige hohe Lebenserwartung insofern auch nicht natürlich ist, als sie vor allem den Fortschritten in der Medizin zu verdanken ist. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts starben viele Frauen vor Erreichen ihres 50. Lebensjahres. Heute hat eine Frau nach der Menopause statistisch gesehen noch ca. 30 Lebensjahre vor sich. Es muss darum gehen, die verlängerte Lebenspanne gut zu nutzen.

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Therapieformen der Hormonersatztherapie

Obwohl in den Wechseljahren die ovarielle Produktion von Östrogenen und Progesteron nachlässt, ist es doch vor allem der Östrogenmangel, der zu klimakterischen Beschwerden führt. Aus diesem Grund ist Hormonersatz-Therapie vor allem Östrogenersatz.

Im Gegensatz zur hormonalen Kontrazeption werden bei der Hormonersatz-Therapie natürliche Östrogene verwendet. Oftmals verwendet man vor allem das beim Menschen vorkommende Östradiol, das wirksamste natürliche Östrogen. Seit im Jahr 1932 die Synthese von Östradiol erstmals eine (wirtschaftliche) Produktion dieses menschlichen Hormons möglich geworden ist, besteht aus medizinischer Sicht kein Grund, tierische oder künstliche Hormone für die Hormonersatz-Therapie zu verwenden.

Die hauptsächlichen Therapieformen sind die Östrogen-Monotherapie und die Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Hormone zu verabreichen. Die Vielfalt der Darreichungsformen reicht von Tabletten, Pflastern, Gelen und Hormonspritzen bis hin zu vaginalen Präparaten.

Östrogen-Monotherapie

Bei der Östrogen-Monotherapie wird das Östrogen allein verabreicht. Die Monotherapie ist nur für Frauen geeignet, denen die Gebärmutter operativ entfernt werden musste. Bei Frauen mit intakter Gebärmutter würde die alleinige Östrogengabe zu einem übermäßigen Wachstum der Gebärmutterschleimhaut führen. Eine Hyperplasie (übermäßiges Zellwachstum) ist mit der Gefahr einer bösartigen Entartung verbunden.

Deshalb werden Frauen mit gesunder Gebärmutter mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen behandelt. Das Gestagen begrenzt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut.

Kombinationstherapie

Bei der Kombinationstherapie gibt es zwei verschiedene Behandlungsformen:

    • Bei der sequentiellen Hormonbehandlung nimmt die Frau zunächst nur Östrogene. Erst in der zweiten Phase des Behandlungszyklus kommt das Gestagen hinzu. Darauf folgen einige Tage, an denen keine Hormone zugeführt werden – also ähnlich wie bei der Einnahme der “Pille”. In diesem einnahmefreien Intervall tritt eine Abbruchblutung auf, die der Periode ähnelt. Die sequentielle Kombination verordnet der Arzt insbesondere in der Zeit vor und im ersten Jahr nach der letzten Regelblutung, also in der Prä- und Perimenopause.

    • Bei der kontinuierlichen Hormonbehandlung werden Östrogen und Gestagen gleichzeitig und ohne Pause eingenommen. Es gibt also weder verschiedene Einnahmephasen noch ein einnahmefreies Intervall. Abbruchblutungen sollen dadurch vermieden werden.

Darreichungsformen

Es gibt eine große Vielfalt von Präparaten für die Mono- und Kombinationstherapie. Neben oralen Präparaten werden auch Pflaster, Hormonspritzen und vaginale Präparate angeboten.

Orale Präparate (Tabletten und Dragees) gibt es für die Mono- und die Kombinationstherapie.

Das Pflaster wird auf die Haut geklebt und Östrogen (Östrogen-Monopflaster) oder Östrogen und Gestagen (Kombinationspflaster) werden langsam durch die Haut aufgenommen.

Auch durch Gele können Östrogene transdermal (also durch die Haut) verabreicht werden. In der Regel ist eine tägliche Anwendung notwendig. Hautreizungen sind selten. Allerdings gibt es mitunter Dosierungsschwierigkeiten, da z.B. die Resorption von der Hautfläche oder die Intensität der Einreibung schwer zu kontrollierende Faktoren sind.

Östrogenhaltige Injektionen (Hormonspritzen) werden im Allgemeinen alle 4 Wochen intramuskulär verabreicht. Die Wirkung tritt sehr schnell ein.

Bei vaginalen Präparaten handelt es sich um östrogenhaltige Cremes oder Scheidenzäpfchen. Sie haben überwiegend nur eine lokale Wirkung an der Scheide und beheben Symptome wie Brennen, Juckreiz oder Überempfindlichkeit (z.B. beim Sexualverkehr). Sie haben keine ausreichende Wirkung auf sonstige klimakterische Beschwerden.

Es besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Darreichungsformen zu kombinieren. So kann das Östrogen zum Beispiel als Spritze oder Pflaster verabreicht werden und das Gestagen zusätzlich als Tablette genommen werden.

Therapiedauer

Die Dauer der Behandlung muss für jede Frau individuell festgelegt werden. Ihr Arzt sollte die niedrigste Hormondosis und die kürzeste Behandlungsdauer wählen, die notwendig ist, Ihre klimakterischen Beschwerden zu lindern.

nutzen hormontherapie

Nutzen und Risiken

Um ein “maßgeschneidertes” Behandlungskonzept für Sie zu erarbeiten, wird Ihr Arzt eine individuelle Nutzen-Risiko-Abschätzung vornehmen, das heißt, er wird die Vorteile einer Hormonbehandlung möglichen Risiken gegenüberstellen. In die Überlegungen wird Ihr allgemeiner Gesundheitszustand, Ihre Krankengeschichte, Ihre Lebensgewohnheiten und Ihr Alter einbezogen.

Nutzen der Hormonbehandlung

Die hohe Wirksamkeit der Hormonbehandlung bei der Linderung von Wechseljahresbeschwerden ist bewiesen.

Risiken und Nebenwirkungen

Allgemein kann man sagen, dass die Hormonbehandlung gut verträglich ist. In den allermeisten Fällen verschwinden solche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Wassereinlagerungen und Brustspannen spontan innerhalb weniger Monate nach Einnahmebeginn.

Für einige Frauen kann sich das Risiko erhöhen, eine venöse Thrombose (Blutpfropfbildung in den Venen) zu bekommen. Vor Beginn der Hormonbehandlung wird Ihr Arzt daher abklären, ob solche Risikofaktoren bei Ihnen vorliegen (z.B. erbliche Vorbelastungen, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen etc.).

Es gibt Hinweise darauf, dass bei einer langjährigen Hormontherapie (länger als 5 Jahre) mit zunehmender Dauer der Behandlung das Brustkrebsrisiko leicht ansteigt. Nach Beendigung der Hormonbehandlung gleicht sich das Risiko wieder dem von Frauen an, die keine Hormone anwenden.

Bei erhöhtem Brustkrebsrisiko (z.B. einer erblichen Vorbelastung) wird der Arzt die Nutzen und Risiken einer Hormonbehandlung sorgfältig gegeneinander abwägen.

Ob mit oder ohne Hormonbehandlung: Die monatliche Selbstuntersuchung der Brust ist in den Wechseljahren sehr wichtig. Nehmen Sie darüber hinaus alle regelmäßigen Krebsvorsorge-Untersuchungen bei Ihrem Arzt wahr.

Um eine Entscheidung über die Dauer und Form der Therapie zu treffen, wird der Arzt gemeinsam mit der Patientin vor allem klären:

  • Liegen medizinische Gründe vor, die gegen eine Hormonersatz-Therapie sprechen (Kontraindikationen, Risikofaktoren)?
  • Hat die Frau ein erhöhtes erblich bedingtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken (Brustkrebserkrankungen naher Blutsverwandter wie Mutter oder Schwester)?


In jedem Fall wird die Patientin in die Nutzen-Risiko-Beurteilung und die Therapieentscheidung mit einbezogen.

Alternative Therapieen

Die Hormonersatz-Therapie mit Östrogenen ist eine hochwirksame und ursächliche Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden. Es kann medizinische Gründe geben, die die Anwendung der Hormonersatz-Therapie verbieten. Daneben gibt es Frauen, die grundsätzlich die Einnahme von Hormonen ablehnen. Für diese Frauen gibt es in gewissem Umfang andere Behandlungsmöglichkeiten.

pflanzliche therapie

Pflanzliche Präparate

Es gibt pflanzliche Wirkstoffe, die häufig für die Behandlung klimakterischer Beschwerden verordnet werden. Bestimmte Heilpflanzen aktivieren den Stoffwechsel und können stärkend, aufbauend oder auch beruhigend auf das Allgemeinbefinden einwirken. Diese Formen der Therapie sind jedoch nicht in der Lage, den Hormonmangel als Ursache der Wechseljahresbeschwerden zu beseitigen.

Die Wissenschaft von der Behandlung mit Heilpflanzen (die Phyto-Therapie) hat große Fortschritte gemacht. Durch eine exakte Bestimmung der chemischen Wirkstoffe der Pflanzen ist eine gezielte Anwendung und Dosierung möglich geworden. Es ist insofern zu empfehlen, immer auf pharmazeutisch aufbereitete und genau dosierbare Phyto-Pharmaka zurückzugreifen.

Von selbst hergestellten pflanzlichen Zubereitungen ist dringend abzuraten, da Sie weder den Wirkstoffgehalt noch die Reinheit kontrollieren können.

Auch wenn Sie die Kraft der Heilpflanzen nutzen wollen, sollten Sie immer zuvor den Arzt aufsuchen, denn auch hinter leichten Beschwerden können sich ernsthafte Erkrankungen verbergen.

Einige Heilpflanzen, wie z.B. Türkischer Rhabarber oder Schlangenkraut, enthalten Phyto-Östrogene, eine Klasse chemischer Substanzen mit einer Östrogen-ähnlichen Wirkung.

Phyto-Östrogene in Nahrungsmitteln

Unter Phyto-Östrogenen versteht man in Pflanzen oder Früchten vorkommende chemische Substanzen mit östrogenähnlicher Wirkung (phyto=pflanzlich). Phyto-Östrogene sind vor allem in Hülsenfrüchten, Sojabohnen und ihren Produkten, Vollkornprodukten sowie einigen Obst- und Gemüsesorten enthalten. In einigen Ländern werden Phyto-Östrogene auch in Tablettenform als Nahrungsergänzung angeboten.

Die Annahme, dass Phyo-Östrogene als “natürliche Hormonersatz-Therapie” wirken könnten, resultiert vor allem aus Beobachtungen in fernöstlichen Ländern. Asiatische Frauen leiden im Allgemeinen weniger unter Wechseljahresbeschwerden als Europäerinnen und Amerikanerinnen. Da z. B. in Japan viele Sojaprodukte verzehrt werden, vermuten einige Forscher einen Zusammenhang zwischen Ernährung und klimakterischen Beschwerden. Einen wissenschaftlichen Beweis für diesen Zusammenhang gibt es bisher jedoch nicht. Neben der Ernährung spielen für diesen Unterschied sicher auch kulturelle Faktoren wie Erziehung und Einstellung zur Menopause eine bedeutende Rolle.

Studien konnten bisher nur zeigen, dass Genistein (das Phyto-Östrogen der Soja-Bohne) die Cholesterinwerte senkt. Es scheint, dass Genistein auf diese Weise der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Ob und in welcher Weise Phyto-Östrogene jedoch auf die Gebärmutterschleimhaut, Brustdrüse, Knochen oder Gehirn wirken, ist ungeklärt. Ebenso fehlen geprüfte Empfehlungen, wie viel Phyto-Östrogene man zu sich nehmen müsste, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen. Wissenschaftliche Studien, die diese Fragen unter kontrollierten Bedingungen untersuchen, wären daher wünschenswert.

Bisher kann nur davon abgeraten werden, unkontrolliert große Mengen von Phyto-Östrogenen zu verzehren. Nutzen und Risiko sind zum heutigen Zeitpunkt nicht kalkulierbar. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie in größeren Mengen Phyto-Östrogene verzehren möchten.

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Gynäkologische Veränderungen

Einige gynäkologische Erkrankungen haben ihren Ursprung in Störungen des Hormonhaushaltes. In den letzten Jahrzehnten hat die medizinische Forschung immer detailliertere Erkenntnisse über die hormonale Steuerung des weiblichen Körpers gewonnen. So werden heute neben Hormonen auch Antihormone (Hemmstoffe der Sexualhormone) eingesetzt, um gezielt gynäkologische Erkrankungen zu behandeln.

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Menstruationsbeschwerden

Als Menstruationszyklus bezeichnet man die Zeit zwischen dem ersten Tag der Regelblutung (Menstruation) und dem letzten Tag vor der nächsten Blutung (durchschnittlich alle 28 Tage).

Aus der zeitlichen Wiederkehr der Regelblutung, ihrer Stärke und Dauer lassen sich Rückschlüsse auf die gesunde oder gestörte Tätigkeit der weiblichen Geschlechtsorgane ziehen.

Blutungsunregelmäßigkeiten können den Rhythmus (zu häufige oder zu seltene Blutungen), die Stärke (zu schwache oder zu starke Blutungen) oder die Dauer (zu kurze oder zu lange Blutungen) betreffen. Sie können verschiedene Ursachen haben, die immer im Einzelfall vom Arzt abgeklärt werden müssen.

Wenn organische Ursachen (wie z.B. Polypen oder Tumoren) ausgeschlossen sind, spricht man von funktionellen Blutungsstörungen (dysfunktionale Blutungen). Als Ursache nimmt man vor allem eine funktionelle Störung des Regelsystems von Hypothalamus, Hypophyse und den Eierstöcken an. Die Störungen treten vor allem zu Beginn und zum Ende der Geschlechtsreife auf, wenn das Regelsystem noch nicht oder nicht mehr zuverlässig funktioniert. Treten die Blutungsstörungen wiederholt auf, können sie ernsthafte Konsequenzen haben (z.B. Blutarmut) und bis zur Unfruchtbarkeit führen. Oft wird eine Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut (Kürettage) notwendig.

Schmerzhafte Regelblutung

Jede Frau registriert kurz vor und während der Regelblutung mehr oder weniger starke Unterleibsbeschwerden. Wenn diese Schmerzen krampfartig werden, spricht man von Dysmenorrhö. Ursache der Beschwerden ist, dass sich die Muskulatur der Gebärmutter zum Zeitpunkt der Regelblutung verstärkt zusammenzieht, um die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Die Schmerzzustände können auch auf organischen Veränderungen beruhen, z.B. auf Endometriose.

Die Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur werden durch Sexualhormone gesteuert. Östrogene veranlassen die Bildung von Prostaglandinen – körpereigenen Substanzen, die das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur auslösen. Progesteron wirkt gegenläufig und stellt die Gebärmuttermuskulatur ruhig.

Wenn es kurz vor der Regelblutung zu einem größeren Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron kommt, können heftige Unterleibschmerzen resultieren.

Unter dem Begriff “Prämenstruelles Syndrom” werden Beschwerden zusammengefasst, die besonders in den letzten 6 – 8 Tagen vor der Regelblutung auftreten. Besonders häufig klagen Frauen über Empfindlichkeit der Brust, Nervosität, depressive Verstimmung und Reizbarkeit, Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Eine besondere Rolle spielt die Wassereinlagerung im Gewebe, die 1,5 bis 4 Liter betragen kann (Ödembildung).

Das prämenstruelle Syndrom entwickelt sich bei ca. 35 Prozent aller Frauen nach dem 30. Lebensjahr.

Die Ursachen des prämenstruellen Syndroms sind nicht hinreichend geklärt. Man nimmt aber an, dass der Abfall der Progesteronproduktion gegen Ende des Menstruationszyklus eine ursächliche Rolle spielt.

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Endometriose

Die Gebärmutter ist mit Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ausgekleidet. Die Gebärmutterschleimhaut unterliegt einem hormonabhängigen Auf- und Abbau während des Menstruationszyklus. Wenn Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle wachsen, spricht man von Endometriose.

Die Ursachen der Endometriose sind weitgehend ungeklärt. Es gibt verschiedene Theorien. So wird zum Beispiel vermutet, dass Endometriumszellen während der Regelblutung durch die Eileiter in die Bauchhöhle geschwemmt werden (retrograde Menstruation). Andere Theorien nehmen eine immunologische Störung an. Auch eine genetische Prädisposition ist möglich.

Endometrioseherde findet man besonders häufig im Bauchraum, aber auch an den Genitalorganen (z.B. den Eileitern), dem Darm oder der Blase. Die Endometriumzellen behalten oft die Eigenschaft, sich zyklisch mit einer Blutung abzustoßen und danach neu aufzubauen. Da außerhalb der Gebärmutter Blut und abgestorbenes Gewebe nicht abfließen können, bilden sich um die Endometrioseherde Entzündungen, Verwachsungen oder mit Abbauprodukten gefüllte Zysten (“Schokoladenzysten”). In Abhängigkeit davon, wo sich die Endometrioseherde gebildet haben, können verschiedene Krankheitsbilder entstehen. Die Endometriose äußert sich vor allem in schmerzhaften Regelblutungen (Dysmenorrhö), verstärkten und verlängerten Blutungen, unklaren Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Stuhlgang und der Blasenentleerung oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ein hoher Prozentsatz von Frauen mit Endometriose ist unfruchtbar.

Akne und Hautveränderungen

Die verstärkte Bildung männlicher Sexualhormone (Androgene) oder eine Überempfindlichkeit auf Androgene kann bei Frauen zu Akne, Hirsutismus und androgenetischer Alopezie (Haarausfall) führen. Diese Erkrankungen sind für die betroffenen Frauen nicht nur kosmetisch sehr belastend. Häufig sind sie auch mit Störungen des Menstruationszyklus oder Eierstockzysten verbunden. Frauen mit erhöhten Androgenspiegeln haben ein größeres Risiko der Unfruchtbarkeit, bösartiger Entartungen der Gebärmutterschleimhaut oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Behandlung dieser Erkrankungen kann ursächlich durch die Verabreichung von Antiandrogenen erfolgen.

Hirsutismus (männlicher Haarwuchs)

Bei Hirsutismus handelt es sich um die hormonbedingte Entwicklung eines männlichen Behaarungstypus bei der Frau. Hirsutismus äußert sich z.B. durch vermehrtes Haarwachstum an den typisch männlichen Stellen wie Oberlippe, Kinn, Brust und der Innenseite der Oberschenkel oder das Heraufragen der Schambehaarung bis zum Bauchnabel.

Schwerer Hirsutismus kann sich durch einen starken Ausfall des Kopfhaares bis hin zur Glatzenbildung zeigen (androgenetische Alopezie).

Hirsutismus ist oft vergesellschaftet mit schweren Formen von Akne und Seborrhö (einer verstärkten Absonderung der Hauttalgdrüsen, vor allem im Kopfhaarbereich).

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